Mein Weg

Es war im Mai 1989, die Sonne schien über diese farbenfrohe und kunterbunte Stadt und meine über alles geliebten Eltern konnten seit Tagen meine Ankunft kaum erwarten. Endlich war es so weit, ich erblickte das Licht der Welt. Ich wuchs behütet, voller Liebe und Wohlwollen im östlichen Teil von Berlin auf. Ich kann mit Recht behaupten, eine ganz wundervolle Kindheit gehabt zu haben.

Mit erfolgreicher Beendigung der Realschule, zog es mich für ein halben Jahr auf eine Oberschule mit gymnasialer Oberstufe. Die anfänglich zweifelhafte Motivation, weiterhin die Schulbank zu drücken, packte mich, ich wollte raus in die Welt, ich wollte endlich eine Ausbildung beginnen. Im April 2006 war es dann soweit, ich begann die Ausbildung zur Gesundheits-und Krankenpflegerin. Nach drei wahnsinnig aufregenden und lehrreichen Jahren, hielt ich im April 2009 endlich ganz stolz mein Staatsexamen in der Hand.

Ich begann meine Tätigkeit, als frisch gebackene Gesundheits-und Krankenpflegerin, auf einer geriatrischen Station in meinem Lehrkrankenhaus. Im Alter von 19 Jahren, hatte ich nun die Aufgabe, über eine Vielzahl an, schwer kranken und hoch betagten, Patienten zu wachen, da hieß es, schnell erwachsen werden und Verantwortung übernehmen.

Nach vier Jahren auf dieser Station, wollte ich etwas neues sehen. Ich wollte wissen, was die Welt als Krankenschwester noch zu bieten hat, also zog ich weiter in die Psychiatrie. Die Arbeit im „geschützten Bereich“ formte mich und brachte mich in meiner persönlichen Entwicklung ein riesiges Stück weiter nach vorn. Ich lernt mich selbst, von einer ganz neuen Seite kennen. Doch wollte ich, für den Rest meiner Arbeitstätigkeit, hier verweilen? Ich war innerlich unruhig und wollte doch noch so viel mehr ausprobieren.

Mich eines Tages zu fragen: „Was wäre gewesen wenn?“, stand für mich nicht zur Debatte. So packte ich nach zwei Jahren wieder mein Köfferchen und machte mich auf den Weg. Seit der Ausbildungszeit, schwirrte mir die Notfall-und Intensivmedizin im Kopf umher und ich musste es einfach probieren. Mit einem Traum im Kopf und meinem Ziel vor Augen, stolperte ich, in das Arbeitsverhältnis mit meinem derzeitigen Arbeitgeber.

Nach zwei Jahren psychiatrischer Arbeit, musste ich im somatischen Bereich erstmal wieder Fuß fassen, vergrabene Dinge zurück ins Gedächtnis rufen und so begann ich den Einstieg auf einer chirurgischen Station. Während meiner Einarbeitung, durfte ich einen Schnuppertag im Bereich der Anästhesie des Hauses machen. Was soll ich sagen? Ich war überwältigt und wusste, dort möchtest du eines Tages arbeiten. Die Wochen und Monate vergingen und dieser eine Tag, ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nach langer Überlegung und mit einem flauen Gefühl im Magen, bewarb ich mich auf die hausinterne Stellenausschreibung. Der Satz: „Mehr als Nein sagen können sie nicht.“, kreiste mir die Wartezeit über, im Kopf umher. Und siehe da, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ich bekam die Zusage.

Im November 2016 war es dann soweit, ich durfte in die grüne glitzernde Welt eintauchen. Es sollte kein einfaches Unterfangen werden. Mit keinerlei intensivmedizinischer Vorerfahrung, fing ich komplett bei Null an. Die Monate zogen sich, der Input wollte nicht weniger werden und ständig waren da diese Zweifel, ob ich diesen riesigen Berg jemals bezwingen kann. Es brauchte seine Zeit und den ein oder anderen Menschen, der an einen glaubt und dir das Gefühl gibt, dass du es schaffen kannst. Nach nunmehr einem Jahr in der Anästhesie kann ich behaupten, so langsam angekommen zu sein. Ich möchte nicht behaupten, dass der Input weniger wird, eher würde ich sagen, dass mir neue Aufgaben kein Bauchweh mehr verursachen und ich sie strukturierter angehen kann. Schlussendlich war dieser Schritt, wohl die beste Entscheidung meines Lebens.

Ob ich zukünftig erneut eine innere Unruhe verspüre und einen Blick auf mein Köfferchen werfe, weiß ich derzeit nicht. Ich lass mich treiben, genieße mein derzeitiges Sein und schaue, was die Zukunft so großartiges mit sich bringt. Wir lernen schließlich niemals aus und jede neue Erfahrung, egal wie sie ausgehen mag, ist eine riesige Bereicherung, an der wir nur wachsen können.

 

Juli ❤

 

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